Franziskus Krankenhaus

Klinik für Integrative Schmerzmedizin

Schmerzdiagnostik und Therapieziel

Chronische Schmerzen nehmen den Betroffenen Lebensfreude, Kreativität und Beweglichkeit und können bis zur Berufsunfähigkeit führen.

Wer Schmerzen wirksam behandeln will, muss sie zunächst verstehen. Deshalb nimmt sich das Team des Zentrums für Integrative Schmerzmedizin ausreichend Zeit für eine umfassende Untersuchung, ein sogenanntes algesiologisches Assessment. Es besteht aus:

  • Schmerzmedizinisch ärztlicher Diagnostik mit ausführlicher Anamnese, körperlicher Untersuchung und Sichtung der Vorbefunde
  • Physiotherapeutischer Diagnostik mit Analyse der Funktion des Bewegungsapparats (Einschätzung von Beweglichkeit, koordinativen Fähigkeiten, Kraft, Ausdauer) sowie Beurteilung von Bewegungsverhalten und vegetativen Reaktionen
  • Psychotherapeutischer Diagnostik mit ausführlichem Gespräch im geschützten Rahmen

Auf Basis der Untersuchungsergebnisse stellen die Expert*innen die Schmerzdiagnose und entwickeln ein bio-psycho-soziales Schmerz-Modell. Es hilft Patient*innen, die Erkrankung und ihre Ursachen zu verstehen.

Daraufhin definieren Ärzt*innen und Therapeut*innen gemeinsam mit dem Patienten/der Patientin ein realistisches Behandlungsziel: Welche der von chronischen Schmerzen verursachten Einschränkungen können verringert oder ganz beseitigt werden? Über die unmittelbare Hilfestellung hinaus geht es auch darum, die individuellen Selbstheilungskräfte der Patient*innen zu aktivieren und die Autonomie zu stärken.
 

Multimodale Schmerztherapie bei Chronischen Schmerzen

Kommt es trotz umfangreicher ambulanter Behandlungen zu keiner bedeutsamen Besserung, kann eine stationäre Multimodale Schmerztherapie sinnvoll sein. Diese hochintensive Behandlung dauert in der Regel zwei Wochen und ist auf den jeweiligen Menschen und sein Krankheitsbild abgestimmt. Der individuell für jede*n Patient*in zusammengestellte Stundenplan besteht aus Einzel- und Gruppentherapien, die einer Reihe von Qualitätsmerkmalen folgen:

  • Wertschätzende Begegnung auf Augenhöhe
  • Unterstützung der Patient*innen bei der Umsetzung des persönlichen und realistisch erreichbaren Therapieziels
  • Betrachtung der Patient*innen in der körperlichen und seelischen Gesamtheit
  • Sorgfältige Diagnostik und umfassende Behandlung von körperlichen (somatischen) und seelischen (psychischen) Schmerzanteilen in einem integrativen Therapieansatz, der beide Anteile je nach individueller Bedeutung berücksichtigt
  • Gelebte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachbereichen in einem festen interdisziplinären Team und mit einem funktionierenden internen und externen Experten-Netzwerk
  • Messen der Behandlungsqualität u.a. anhand des Deutschen Schmerzfragebogens und dem Instrument KEDOQ (Kern-Dokumentation und Qualitätssicherung in der Schmerztherapie)
  • Nachhaltigkeit der Behandlung durch intensiven persönlichen Austausch mit den weiterbehandelnden Ärzt*innen, Therapeut*innen und anderen Institutionen
Die Elemente der Multimodalen Schmerztherapie im Überblick:
  • Ärztliche Behandlung durch erfahrene Schmerzmediziner im interdisziplinären Team, bestehend aus Anästhesist*innen, Neurolog*innen und Orthopäd*innen und anderen Fachrichtungen
  • Wirksame und schonende Abgabe von Medikamenten
  • Schmerz-Physiotherapie durch schmerztherapeutisch qualifizierte Physiotherapeut*innen (Deutsche Schmerzgesellschaft)
  • Schmerz-Psychotherapie durch schmerztherapeutisch ausgebildete Psychotherapeut*innen (Deutsche Gesellschaft für psychologische Schmerztherapie und -forschung e.V. DGPSF)
  • Entspannungsverfahren wie progressive Muskelrelaxation nach Jacobson
  • Mal- oder Musiktherapie durch diplomierte Kunsttherapeuten
  • Pflegerische naturheilkundliche Therapien, z.B. Behandlungen mit Ölen und Wickeln
  • Information und Aufklärung u.a. zu den Themen chronischer Schmerz, medikamentöse Schmerzbehandlung, guter Schlaf und gesundes Essen

Behandlungsschwerpunkte

Endometriose

Die Endometriose ist eine häufig vorkommende und oft sehr schmerzhafte gynäkologische Erkrankung. Sie geht mit Entzündungen der Gebärmutter, an den Eierstöcken, Eileitern, Darm, Blase oder Bauchfell einher. Leider wird sie oft erst sehr spät erkannt. Die Behandlung sollte komplex und interdisziplinär durch Gynäkolog*innen und Schmerzmediziner*innen, Psychotherapeut*innen und Physiotherapeut*innen erfolgen. 

Folgende Maßnahmen können zum Erfolg führen:

  • Hormontherapie
  • Einsatz von schonenden Schmerzmitteln aus verschiedenen Wirkstoffgruppen zur Entlastung von den Schmerzen
  • Operativ (chirurgisch) durch Entfernung der Endometrioseherde
  • Psychotherapie kann gut helfen, besser mit der Erkrankung umzugehen
  • Physiotherapie
  • Entspannungsverfahren

Bei langem Verlauf kann sich eine chronische Schmerzerkrankung entwickeln. Deshalb ist hier die Kombination der oben genannten Therapiemaßnahmen besonders sinnvoll und auch notwendig.

Fibromyalgiesyndrom/Ganzkörperschmerzen

Das Fibromyalgiesyndrom (FMS) ist eine chronische Schmerzkrankheit, die sich in Ganzkörperschmerzen als Muskel- und Bindegewebsschmerzen sowie Druckschmerz über bestimmten Schmerzpunkten äußern kann. Weitere Symptome sind u.a. Dauermüdigkeit sowie Denk- und Schlafstörungen. Ganzkörperschmerzen haben komplexe Ursachen, mit körperlichem und seelischem Anteil, und sind mitunter schwer zu diagnostizieren. Patient*innen mit FMS fühlen sich daher häufig unverstanden und nicht ernst genommen, sind jedoch erleichtert, wenn sie die Diagnose erhalten und den Hintergrund ihres Leidens kennen.

Die Diagnose ist Voraussetzung für eine wirksame – meistens nicht-medikamentöse Therapie – und eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität. Die Multimodale Schmerztherapie ist bei dieser Erkrankung besonders gut geeignet; außerdem kann der Besuch von FMS-Selbsthilfegruppen für Betroffene hilfreich sein.

Kopfschmerzen

siehe auch: Migräne

Spannungskopfschmerzen

Spannungskopfschmerzen sind durch einen drückenden, haubenartigen Schmerz zumeist des gesamten Kopfs charakterisiert. Verstärkt werden können sie durch Stress sowie Erkrankungen, Beschwerden oder Verletzungen des Haltungs- und Bewegungsapparates.

Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerz

Menschen mit chronischen Kopfschmerzen nehmen in ihrer Not oft große Mengen Schmerzmittel ein. Diese können ab einer gewissen Dosis selbst einen Kopfschmerz auslösen, der sich dann auf die Migräne oder den Spannungskopfschmerz aufsetzt und beide zusätzlich verstärkt. Dadurch entsteht ein Teufelskreis. Dieser Schmerz wird als Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerz (englisch: MOH – Medication Overuse Headache) bezeichnet.

Um die schweren Schmerzsymptome zu lindern, ist in der Regel ein stationärer Medikamentenentzug nötig. Im Rahmen einer Multimodalen Schmerztherapie werden auch Kenntnisse und Techniken vermittelt, die einen Rückfall in den Medikamenten-Übergebrauch vermeiden und die Symptome von Migräne bzw. Spannungskopfschmerzen möglichst ohne Schmerzmittel lindern helfen.

Beitrag der Deutschen Welle zum Thema 

Es gibt fast 200 Arten von Kopfschmerz, wie "Hirnfrost" bei plötzlicher Kälte oder Gewichtheberkopfschmerz bei körperlicher Anspannung. Es gibt auch Husten- und Sexualkopfschmerz. Am häufigsten sind aber Migräne und Spannungskopfschmerz. Im Beitrag Deutschen Welle in unserer Klinik bekommen Sie erste Einblicke. .
 

Migräne

In der globalen Liste für Behinderungen steht die Migräne nach dem Rückenschmerz weltweit an zweiter Stelle. Die Migräne ist eine primär körperliche Erkrankung, deren Verlauf und Schwere durch seelische Faktoren und das Verhalten beeinflusst wird. Schwere Verlaufsformen, wie die chronische Migräne mit über 15 Migränetagen pro Monat, können zu erheblichem körperlichem und seelischem Leid, zu Erwerbsunfähigkeit und damit vorzeitigem Ausscheiden aus dem Berufsleben führen.

Bei der Therapie der Migräne gibt es zwei Ansatzpunkte: Bei Migräne-Attacken ist eine Behandlung mit Schmerzmitteln wirkungsvoll. Zur Vorbeugung ist es wiederum sinnvoll, u.a. durch medikamentöse Prophylaxe, Sport, Verhaltenstherapie und bewusste Wahrnehmung körpereigener Prozesse den Lebensstil zu verändern und Stress abzubauen.

Medikamenten-Entzug

Bei chronischen Schmerzen kann es manchmal – oft unbeabsichtigt – zu einem Übergebrauch von Schmerzmedikamenten kommen, der Körper und Psyche schädigt. Dieser Medikamenten-Übergebrauch kann bei Medikamenten mit morphinartigen Eigenschaften (Opioiden), bei nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac sowie bei Migräneschmerzmitteln wie Triptanen vorkommen. Beim Medikamenten-Entzug wird versucht, die im Übermaß eingenommenen Medikamente entweder ganz abzusetzen oder zu reduzieren und parallel dazu eine neue, ebenso wirksame Schmerztherapie zu etablieren.

Nervenschmerzen

Neuropathische Schmerzen sind besonders intensiv und beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen gravierend. Sie unterscheiden sich grundsätzlich von allen anderen Schmerzen: Die Schmerzimpulse entstehen nicht an den Nervenenden, sondern durch eine Schädigung der Nerven selbst. Die Schmerzbahn kann bis zum Gehirn reichen. Es gibt eine Vielzahl von Erkrankungen, die schwere Nervenschmerzen verursachen können. Dazu gehören:

  • Post-Zoster-Neuralgie (infolge einer Gürtelrose)
  • Neuro-Borreliose
  • Diabetische Polyneuropathie (Nervenschäden infolge von Diabetes)
  • Sarkoidose (Gewebeknötchen, meist in der Lunge)
  • Alkohol-Polyneuropathie (Nervenschäden infolge von Alkoholkonsum)
  • Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie (CIPN)
  • Trigeminusneuralgie (Gesichtsschmerz)
  • Plexus- und Nervenverletzungen nach Operationen oder Unfall
  • Deafferenzierungsschmerz bei Querschnittslähmung (Schmerz nach Nervendurchtrennung)
  • Phantomschmerz nach Amputationen
  • Kompression/Infiltration von Nervengewebe nach Krebserkrankung
  • Durchblutungsstörungen nach Thalamusinfarkt
  • Durchblutungsstörungen bei peripherer arterieller Verschlusserkrankung (pAVK)
  • Progressive systemische Sklerodermie (Autoimmun-Erkrankung)
  • Morbus Sudeck (komplexes regionales Schmerzsyndrom)

Viele Patient*innen mit neuropathischen Schmerzen sind auch körperlich und psychisch schwer erkrankt. Die Therapie kann deshalb außerordentlich anspruchsvoll sein und geschieht überwiegend medikamentös. Darüber hinaus eignen sich Verfahren der Neuromodulation, etwa die Spinal Cord Stimulation (SCS) und die periphere Nervenstimulation, für die Behandlung neuropathischer Schmerzen.
 

Rückenschmerzen

Fast jeder Mensch kennt Rückenschmerzen. Meist verschwinden sie spontan wieder oder nach einfachen Maßnahmen wie Physiotherapie, einer kurzen medikamentösen Schmerzbehandlung und Gesundheitsaufklärung.

Rückenschmerzen können durch Abnutzungen des Bewegungsapparates oder des Gewebes entstehen, etwa durch Arthrose oder Osteoporose. Viel häufiger sind jedoch Verspannungen der Muskulatur und der Faszien: Körperliche und seelische Überlastung ist der Risikofaktor schlechthin für chronische Rückenschmerzen. Sie führen häufig zu psychosozialen Problemen in Beruf und Privatleben und sind eine wesentliche Ursache für vorzeitiges Ausscheiden aus der Erwerbstätigkeit.

Wer an akuten oder chronischen Rückenschmerzen leidet, benötigt eine an die Komplexität und den Schweregrad seiner Erkrankung angepasste ambulante Behandlung, eventuell ergänzt um eine stationäre Multimodale Schmerztherapie. Entscheidend ist es, den Übergang von akuten zu chronischen Schmerzen zu vermeiden und somit Lebensqualität und Mobilität im Alltag zu erhalten.

 

Schmerzen bei Durchblutungsstörungen

Bei Durchblutungsstörungen verursacht in erster Linie Sauerstoffmangel einen starken Belastungsschmerz. Linderung tritt eventuell durch die internistische oder chirurgische Behandlung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit auf, wie sie die Spezialisten im Deutschen Gefäßzentrum Berlin des Franziskus Krankenhauses durchführen. Eine medikamentöse Schmerztherapie und Verfahren der Neuromodulation können die Durchblutung verbessern und die Schmerzen verringern.

Schmerzen bei Krebserkrankungen

An Krebs zu erkranken, bedeutet für viele Menschen eine große seelische und körperliche Herausforderung. Häufig leiden sie zusätzlich an starken Schmerzen, einerseits durch den Tumor selbst verursacht und andererseits durch die Therapie (z.B. Chemotherapie, Operation oder Strahlenbehandlung).

Therapieinduzierte Schmerzen betreffen viele Menschen, die ihre Tumorerkrankung überlebt haben, und können deren Lebensqualität stark einschränken. Für Patient*innen, die keine palliativmedizinische Behandlung benötigen, kann die Multimodale Schmerztherapie eine gute Therapieoption sein.

Schmerzen bei gynäkologischen Erkrankungen

Neben der Endometriose (s.o.) behandeln wir auch Nervenschmerzen, z.B. nach Nervenverletzungen oder bei Vulvodynie.

Die Vulvodynie ist eine Erkrankung, die einen extrem hohen Leidensdruck haben kann. Im Bereich der Vulva kann es zu Juckreiz, Brennen, Stechen und Schmerzen kommen. Diese werden manchmal als elektrische Stromstösse, Nadeln oder wie mit einem Messer traktiert wahrgenommen. Es kommt vor, dass sich keine gynäkologischen oder dermatologischen Ursachen für die Beschwerden finden lassen können. In enger Zusammenarbeit entwickeln Schmerzmediziner und Gynäkologen gemeinsam eine wirksame Schmerztherapie für betroffene Patientinnen.

Schmerzen bei urologischen Erkrankungen

Erkrankungen mit chronischem Schmerz sind z.B. die interstitielle Cystitis (Blasenentzündung), chronische Beckenboden- und Hodenschmerzen sowie die Prostatodynie (Prostataentzündung). In enger Zusammenarbeit entwickeln Urologen und Schmerzmediziner gemeinsam eine wirksame Schmerztherapie für betroffene Patienten.

Schmerzen bei Reizdarmsyndrom

Das Reizdarmsyndrom ist eine für die Betroffenen sehr belastende funktionelle Darmerkrankung, gekennzeichnet von stark erhöhter Schmerzempfindlichkeit des Darms und Veränderungen des Stuhlgangs. Menschen mit Reizdarmsyndrom leiden oft auch am Fibromyalgiesyndrom (FMS), an Beckenschmerzen und seelischen Erkrankungen. Das Reizdarmsyndrom kann erst nach Ausschluss körperlicher Ursachen diagnostiziert werden.

Für das Abklären der Ursachen und die Behandlung sind in erster Linie Gastroenterologen verantwortlich. Allerdings kann eine hochintensive Multimodale Schmerztherapie – in enger Zusammenarbeit mit der Gastroenterologie – den komplex erkrankten Patient*innen Schmerzlinderung und Zuwachs an Lebensqualität ermöglichen.

 

Seelisch bedingte Schmerzen

Bei einer chronischen Schmerzstörung spielen psychische Faktoren eine wichtige Rolle für die Intensität, die Verschlimmerung und das Aufrechterhalten der Schmerzen. Deren Ursache war anfangs jedoch körperlich.

Die chronische Schmerzstörung verursacht medizinisch nachgewiesen Leiden und Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen und anderen wichtigen Lebensbereichen. Eine erfolgreiche Therapie muss wegen der engen Verbindung zwischen körperlichen und seelischen Faktoren unbedingt beide Aspekte berücksichtigen.
 

Kontakte zu Selbsthilfegruppen und Fachgesellschaften

NOTAUFNAHME - Tempelhof
St. Joseph Krankenhaus Berlin
030 7882 2710
NOTAUFNAHME - Tiergarten
Franziskus Krankenhaus Berlin
030 2638 4005
Schnelle Hilfe im Notfall
Notrufnummern
Notrufnummer
112

In einem akuten, lebensbedrohlichen Notfall ist die Notrufnummer der Feuerwehr bzw. des Rettungsdienstes zu wählen. 

Kassenärztlicher Bereitschaftsdienst
116 117

Wenn kein akuter Notfall vorliegt. Bundesweite Rufnummer des Kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes (24/7).

Ihr Kontakt
wo erscheint's?

Prof. Dr. med. Michael Abou-Dakn
Prof. Dr. med. Michael Abou-Dakn
Chefarzt

Fax 030 7882 2766