St. Joseph Krankenhaus

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie

Videospiel- und Internetabhängigkeit

Videospiele und andere digitale Medien sind in der heutigen Zeit aus dem Lebensalltag von Kindern und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Ihre große Präsenz und ständige Verfügbarkeit sind mit Freude und Komfort, aber auch mit Risiken für die psychische Gesundheit verbunden. Seit einigen Jahren ist die Videospielabhängigkeit („Gaming Disorder“) als Erkrankung offiziell diagnostizierbar. Auch an anderen Formen von Internetabhängigkeit wird geforscht.

Die Antwort auf die Frage, ob es sich bei einer intensiven Mediennutzung um eine Abhängigkeit handelt, richtet sich nicht nach der investierten Zeit, sondern sieht für die Diagnosestellung bestimmte Kriterien vor. So erfragen wir zum Beispiel

  • ob digitale Medien häufiger oder länger genutzt werden, als Betroffene das möchten.
  • ob Videospiele genutzt werden, um sich nicht mit unangenehmen Gefühlen und Gedanken beschäftigen zu müssen.
  • ob Schule, Freundschaften oder das familiäre Zusammenleben unter der intensiven Mediennutzung leiden.

Das Verstehen des Zusammenhangs zwischen Nutzung digitaler Medien und den übrigen Lebensbereichen ist unbedingter Teil des diagnostischen Prozesses. Sollte sich herausstellen, dass zum Beispiel eine Videospielabhängigkeit vorliegt, bieten wir eine ambulante Gruppentherapie für bis zu sechs Jugendliche an, die über zehn Wochen gemeinsam ihre Mediennutzung erst verstehen und dann verändern lernen. In einigen Fällen wie zum Beispiel langandauerndem Fernbleiben von der Schule, kann auch erwogen werden, eine tagesklinische oder stationäre Behandlung einer ambulanten Therapie vorzuschalten.

EBT4-10®

Als Teil der Behandlung bieten wir bei Familien mit Kindern im Alter von vier bis zehn Jahren eine entwicklungspsychologische Beratung an. Auf Basis der bindungsbasierten Forschung werden vor allem die Interaktion zwischen dem Kind und den Hauptbezugspersonen untersucht, um Chancen in der Beziehungsgestaltung aufzuzeigen. 

Dazu werden Videoaufzeichnung von Eltern-Kinder-Interaktionen erstellt und anschließend ausgewertet. Ausgewählte Szenen werden dann gemeinsam mit den Eltern angesehen, um Interaktionschancen herauszuarbeiten und die gemeinsamen Verhaltensmuster zu verstehen.

Ziel ist es, die primären Bezugspersonen für die kindliche Erlebnisperspektive zu sensibilisieren und ihre Mentalisierungsfähigkeit, d.h. ihre Fähigkeit zur Übernahme der kindlichen Perspektive zu fördern. Die Teilnahme an dieser Form der Elternberatung ist freiwillig und erfolgt nur nach vorheriger Aufklärung.

Unsere Einrichtungen

Psychiatrische Institutsambulanzen in Zehlendorf und Tempelhof

Die Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) ist unser ambulantes Angebot für Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen, die entweder akute Unterstützung oder längerfristige Therapie benötigen und bei denen die ambulante Versorgung nicht ausreicht.

Wir haben eine PIA an jedem der beiden Standorten (Tempelhof und Zehlendorf). In diesen beiden Psychiatrischen Institutsambulanzen bereiten wir unsere Patient*innen auf die teil- oder vollstationäre Behandlung vor, oder wir schlagen ihnen andere Behandlungswege vor. Am Standort Tempelhof bieten wir rund um die Uhr eine kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung: In akuten Krisen, insbesondere bei selbst- oder fremdgefährdendem Verhalten können Patient*innen jederzeit über die Zentrale Notaufnahme (Rettungsstelle) des St. Joseph Krankenhauses in Tempelhof aufgenommen werden. 

Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie ist verantwortlich für die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung in den Berliner Bezirken Tempelhof-Schöneberg und Steglitz-Zehlendorf. Familien aus diesem Einzugsgebiet können direkt mit uns Kontakt aufnehmen. Häufig regen aber auch Ärzt*innen, Psychotherapeut*innen oder der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst an, sich in unserer PIA vorzustellen. 

 Unser breit aufgestelltes Team, dem Ärztinnen und Ärzte sowie Kinder- und Jugendpsychotherapeut*innen, Spezialtherapeut*innen und Sozialarbeiter*innen angehören, übernimmt die Diagnostik, Beratung und Therapie der erkrankten Kinder und Jugendlichen. Außerdem arbeiten wir eng mit den niedergelassenen Fachkolleginnen und -kollegen zusammen, bei denen die jungen Menschen in Vorbehandlung waren, sowie mit weiteren Partnern aus dem psychosozialen Versorgungsnetzwerk.

Bei Bedarf bereiten wir eine teil- oder vollstationäre Behandlung in unserer Klinik vor und übernehmen auch die poststationäre ambulante Therapie. Kinder und Jugendliche, die aufgrund der Art und Schwere ihrer psychischen Erkrankung immer wieder einen Aufenthalt in unserer Klinik benötigen, begleiten und behandeln wir mit unserem multiprofessionellen Team auch über einen längeren Zeitraum.

Tageskliniken

In einer Tagesklinik werden Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen tagsüber therapeutisch begleitet. Nach der Behandlung kehren sie am Nachmittag in ihre Familien oder Betreuungseinrichtungen zurück und übernachten dort.

Die tagesklinische Behandlung findet an den Wochentagen von 8 bis 15 Uhr statt. Die Kinder und Jugendlichen kommen alleine zu uns in die Klinik oder werden von den Eltern gebracht. Bei Bedarf organisieren wir einen Fahrdienst.

Um einen langfristigen Therapieerfolg zu erzielen, binden wir die Bezugspersonen unserer Patient*innen in die Behandlung ein. So laden wir zum Beispiel die Eltern einmal pro Woche zur Beratung in unsere Klinik ein.

In unseren Tageskliniken behandeln wir in Kleingruppen und differenziert nach Altersgruppen. Es gibt am Standort Zehlendorf eine Tagesklinik für Klein- und Vorschulkinder (3 bis 6 Jahre), am Standort Tempelhof eine Tagesklinik für Kinder und junge Jugendliche (6 bis 9 Jahre sowie 10 bis 13 Jahre) und  an beiden Standorten je eine Tagesklinik für Jugendliche (13 bis 18 Jahre), in denen mit DBT-A behandelt wird. Im Durchschnitt dauert die Therapie in der Tagesklinik ca. zwölf Wochen.
 

Station für Akutaufnahmen und Intensivbehandlungen

Einige psychische Erkrankungen machen es erforderlich, dass eine sofortige Aufnahme erfolgt, weil beispielsweise eine Krankheitsphase mit dem Auftreten von Gefährdungen einhergeht. Daher haben wir die Station in Tempelhof so ausgestattet, dass wir auch in sehr akuten Behandlungsphasen Schutz und Therapie anbieten können. Oft finden nur kurz andauernde Behandlungen zum Bewältigen psychischer Krisensituationen statt. Bei einigen Erkrankungsbildern, bei denen eine intensive Mitbehandlung durch die Kinderärzt*innen erforderlich ist, können auch längere Behandlungen auf der Station notwendig werden. 
Die Station in Tempelhof bietet maximal zwölf Kinder und Jugendlichen Platz. Zu der Station gehören auch ein Außenbereich sowie ein Aufenthaltsraum mit Küche. Zum Behandlungsteam gehören Ärzt*innen, Psychotherapeut*innen, Spezialtherapeut*innen und ein Sozialdienst.

Station für Jugendliche

Die Station für Jugendliche am Standort Zehlendorf bietet 14 Behandlungsplätze für Jugendliche im Alter zwischen 13 und 18 Jahren. Die Unterbringung erfolgt in Ein- und Zweibettzimmern und es gibt mehrere Räume, die von den Jugendlichen für Brettspiele, gemeinsames Kochen und weitere Aktivitäten genutzt werden können. Das Therapiekonzept orientiert sich an der DBT-A, aber auch andere psychotherapeutische Methoden kommen zum Einsatz.

Ein multiprofessionelles Team aus Ärzt*innen, Psychotherapeut*innen, Pflegekräften, Pädagog*innen und Spezialtherapeut*innen gestaltet gemeinsam mit den Jugendlichen sowohl die Therapiestunden als auch den Alltag um die Therapie herum. Ziel der Behandlung ist nicht nur das bessere Verstehen der psychischen Erkrankung und die Linderung der Krankheitssymptome, sondern auch die Unterstützung bei der Autonomieentwicklung, also der Befähigung zum selbstständigen Entscheiden und Handeln.

Kinderstation

Unsere Kinderstation am Standort Zehlendorf bietet zwölf Behandlungsplätze in kindgerecht ausgestatteten Ein- und Zweibettzimmern. Die Kinder sollen sich in einem zugewandten und Schutz bietenden Umfeld sicher und gut aufgehoben fühlen. Unser multiprofessionelles Team ist für Diagnostik und Therapie zuständig und kooperiert eng mit der Klinikschule. 

Grundlage der Behandlung ist ein gut strukturierter Alltag mit ausreichend Schlaf, gesunder Ernährung und regelmäßigen Ruhe- und Aktivzeiten. Uns ist es wichtig, dass Familienangehörige und Bezugspersonen guten Kontakt zu den Kindern halten und stets über den Stand der Therapie informiert sind. Dazu ist Gelegenheit an den Besuchsnachmittagen, in regelmäßigen Gesprächen mit den pädagogischen und therapeutischen Fachleuten und an den Wochenenden. Die Beziehung zu den Eltern und dem sozialen Umfeld stellt einen wichtigen Aspekt der Behandlung dar.

Klinikschule

Für Kinder und Jugendliche, die wegen einer Erkrankung länger bei uns stationär in Behandlung sind, gibt es die Klinikschule: Sonderpädagogisch ausgebildete Lehrer*innen unterrichten die Schüler*innen, damit sie während ihres Krankenhausaufenthaltes nicht den schulischen Anschluss verlieren. Zugleich ist die Klinikschule Teil des multiprofessionellen Klinikteams.

Der Unterricht erfolgt in kleinen Lerngruppen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch. Je nachdem, wie viele Stunden die Schüler*innen am Unterricht teilnehmen können, kommen ergänzende Fächer hinzu. Die Schüler*innen gehören weiterhin ihrer Stammschule an, in die sie nach dem Krankenhausaufenthalt in der Regel zurückkehren. 

Die Lehrkräfte stehen im engen Austausch mit den Stammschulen, um die aktuelle schulische Situation der Kinder und Jugendlichen zu besprechen: Medizinische Informationen und Diagnosen bleiben vertraulich. Das Team der Klinikschule berät zudem Eltern und Kinder über den weiteren schulischen Werdegang und bahnt gegen Ende des Krankenhausaufenthaltes die Reintegration der Schüler*innen in die Regelschule an.

Unsere Klinik ist Studienzentrum der deutschlandweiten FIAT-Studie

Diese Studie untersucht die Wirksamkeit von familienbasierter telemedizinisch gestützter Therapie (FBT) mit der stationären (institutionellen) Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Magersucht (Anorexia nervosa). Mehr über den Ablauf der Studie und die Teilnahmebedingungen finden Sie auf der offiziellen FIAT-Website

Das Studienteam erreichen per E-Mail

NOTAUFNAHME - Tempelhof
St. Joseph Krankenhaus Berlin
030 7882 2710
NOTAUFNAHME - Tiergarten
Franziskus Krankenhaus Berlin
030 2638 4005
Schnelle Hilfe im Notfall
Notrufnummern
Notrufnummer
112

In einem akuten, lebensbedrohlichen Notfall ist die Notrufnummer der Feuerwehr bzw. des Rettungsdienstes zu wählen. 

Kassenärztlicher Bereitschaftsdienst
116 117

Wenn kein akuter Notfall vorliegt. Bundesweite Rufnummer des Kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes (24/7).

Ihr Kontakt
wo erscheint's?

Prof. Dr. med. Michael Abou-Dakn
Prof. Dr. med. Michael Abou-Dakn
Chefarzt

Fax 030 7882 2766