Hier in Berlin mag das gelingen, obwohl das System ganz schön ächzt. Aber wir sehen auch, dass in anderen Ländern viele Menschen an den indirekten Folgen der Corona-Pandemie leiden. Operationen werden verschoben, Untersuchungen auf Tuberkulose können nicht mehr durchgeführt werden und medizinische Leistungen, die eigentlich selbstverständlich sind, bleiben auf der Strecke.
Der Zusammenbruch der Versorgung von Menschen mit HIV-Infektion in vielen Ländern führt uns vor Augen, wie verwundbar wir sind. Die Weltgesundheitsorganisation spricht in einer Pressemitteilung vom Juli 2020 von einem Strömungsabriss bei der Behandlung von Menschen mit HIV-Infektion. Das Ziel, die Aids-Pandemie in den nächsten Jahren weltweit zu beenden ist durch diesen Strömungsabriss zumindest in Gefahr. Denn das HI-Virus ist nicht verschwunden, es ist nur »unter Kontrolle«. Das wichtigste Element zur Kontrolle der Ausbreitung von HIV ist »Treatment as Prevention« auf Deutsch, Behandlung als Prävention, kontinuierliche, lebenslange Behandlung.
Die Eingrenzung der HIV-Pandemie ist das Ergebnis einer enormen globalen Anstrengung, HIV-Medikamente in jedem Winkel der Welt verfügbar zu machen. Diese Anstrengung darf nicht nachlassen. Ohne Stabilität, Kontinuität und Commitment geht das aber nicht. Covid-19 bedroht diese Grundlagen des bisher erreichten, auch wenn sich das nicht unmittelbar in Deutschland auswirkt. Die Welt ist aber 2020 ein Dorf, so dass eine in Asien, Afrika oder Australien außer Kontrolle geratene Infektionskrankheit fundamentale Auswirkungen auf unser aller Leben haben könnte. Genau daran will ich heute erinnern.
Auf dem Bild sehen Sie weder ein Corona- noch HI-Virus. Die Vorweihnachtszeit ist voll von wundervollen Ritualen, die uns durch diesen Dezember helfen können. Die gesamte Belegschaft des St. Joseph Krankenhauses und das Team der Klinik für Infektiologie wünscht Ihnen eine gesunde Adventszeit.
Dr. med. Hartmut Stocker
Chefarzt, Facharzt für Innere Medizin, Infektiologie
Klinik für Infektiologie

